Einen Stromspeicher wollte ich schon immer haben – nur war das früher schlicht zu teuer.
Mittlerweile gibt es AC-gekoppelte Speicher, die ganz einfach mit einem Stecker ins Hausnetz integriert werden. Sie laden und entladen über denselben Anschluss und lassen sich meist per App, über ein Messgerät im Schaltschrank oder per Zeitschaltung steuern.
Aktuell gibt es den Marstek Venue E in Version 2.0 mit 5,2 kWh Kapazität bereits für ca. 1100 €.
Das finde ich sehr günstig – nach meinen Berechnungen sollte sich der Speicher spätestens nach drei Jahren komplett refinanziert haben.
Ausgangssituation
Ich habe eine 5 Jahre alte SolarEdge-Anlage mit Modbus-Zähler.
Dieser ist allerdings nicht kompatibel mit dem Marstek Venue E.
Parallel nutze ich bereits EVCC, um mein E-Auto mit PV-Überschuss zu laden. EVCC greift dafür auf die Daten des SolarEdge-Modbus zu.
Die Idee war also:
Die Daten selbst abfragen und sie anschließend sowohl EVCC als auch dem Speicher bereitstellen.
Umsetzung Schritt für Schritt
- MQTT-Broker einrichten
- Zentrale Datendrehscheibe für alle Clients.
- Zugangsschutz über Benutzer/Passwort eingerichtet.
- MBMD (Modbus Measurement Daemon)
- Liest die Daten direkt aus dem SolarEdge-Modbus.
- Stellt diese Werte als MQTT-Topics bereit (
mbmd/suns1-1/...
). - Damit stehen PV-Erzeugung und Netzfluss (Bezug/Einspeisung) systemweit zur Verfügung.
- EVCC-Anbindung
- EVCC wurde von Modbus-Direktzugriff auf MQTT umgestellt.
- Funktioniert damit wie vorher – nur jetzt über den MQTT-Bus.
- Grafana & InfluxDB
- MBMD schreibt parallel auch in eine Influx-Datenbank.
- Grafana greift auf diese Daten zu und stellt historische und aktuelle Verläufe dar (PV, Netzbezug, Einspeisung).
- Marstek Venue E über Shelly-Emulator
- Der Venue E versteht sich mit einem Shelly 3EM – den ich aber nicht besitze.
- Stattdessen läuft ein Shelly-Emulator auf dem Server.
- Der Emulator bekommt über MQTT die Netzleistungsdaten (
mbmd/suns1-1-1/Power
) und reicht sie im Shelly-Format an den Speicher weiter. - Ergebnis: Der Venue E verhält sich so, als ob ein echter Shelly am Netzanschlusspunkt misst.
- Vorzeichenproblem lösen
- SolarEdge/MBMD geben Einspeisung als negativen Wert aus.
- Der Venue interpretierte das falsch und versuchte gegenzuregeln – Ergebnis: noch mehr Einspeisung.
- Lösung: kleines Bash-Script, das die Werte beim Weiterleiten ins MQTT-Topic invertiert.
- Seitdem stimmt die Logik:
- Einspeisung → Speicher lädt.
- Netzbezug → Speicher entlädt.
Erfahrungen bisher
- Der Speicher läuft stabil und versorgt das Haus seit Stunden ausschließlich aus seiner Energie.
- EVCC lädt parallel das Auto weiter mit PV-Überschuss.
- Grafana zeigt detaillierte Verläufe von PV-Erzeugung und Netzfluss.
Eine offene Baustelle bleibt:
👉 Die Batterieflüsse selbst (Laden/Entladen) sind nicht in der SolarEdge-Bilanz sichtbar.
Denn der Venue E hängt „hinter“ dem Netzanschlusspunkt und kompensiert dort. Für SolarEdge sieht das nur nach weniger Netzbezug bzw. weniger Einspeisung aus – der eigentliche Batteriefluss verschwindet in der Bilanz.
Nächste Schritte / Ideen
- Zusätzlicher Zähler am Venue E (z. B. Shelly Pro 3EM oder SDM630 mit MBMD) → damit ließe sich die Lade-/Entladeleistung der Batterie separat erfassen.
- Integration dieser Daten in InfluxDB & Grafana → so wären PV, Netz, Hauslast und Batterieflüsse sauber abgebildet.
- Mit EVCC ließe sich die Logik später erweitern (z. B. Priorität Auto vs. Speicher).
👉 Fazit:
Mit etwas Bastelei lassen sich auch ältere SolarEdge-Anlagen um einen modernen AC-Speicher erweitern.
Dank MBMD + MQTT + Shelly-Emulator sprechen alle Komponenten miteinander, und der Speicher arbeitet so, als wäre er nahtlos integriert.
Besonders spannend ist, dass der Marstek Venue E v2.0 für ~1000 € erhältlich ist – bei 5,2 kWh Kapazität eine sehr attraktive Lösung, die sich nach wenigen Jahren amortisieren kann.